Le Buch

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Vor unserem Südfrankreichurlaub war ich im Buchladen. Ich erspähte ein Exemplar mit Fahrrädern auf dem Cover, las "Ventoux" und kaufte es sofort. Das solltet Ihr auch tun. Allerdings erst nachdem ihr den titelgebenden Berg hinaufgefahren seid. Sonst schüchtert es vielleicht ein bisschen ein. Zu Unrecht, wie ich nun aus eigener Erfahrung weiß. Mit selbiger in den Beinen las ich den Roman nun tiefenentspannt auf unserem französischen Sofa, ab und zu an einer infusion schlürfend und freute mich.

Der Grund meiner Freude: Das Buch ist herrlich runterzuschmökern. Der Autor ist Journalist und schreibt deshalb wunderbar schnörkellos. Kitschig wird's trotz der wie dafür gemachten Storyline auch nicht.

Und die geht so: 50-Jähriger Protagonist trifft nach langer Funkstille auf seine besten Freunde von früher. Sie alle waren zu Schulzeiten in dasselbe Mädchen, in Laura, verliebt. Den Sommer nach ihrem Abschluss verbringen sie in Südfrankreich, um den Mont Ventoux mit dem Rennrad zu erklimmen. Dann passiert (natürlich) etwas extrem Dramatisches. Folge: Die Freunde sind megamäßig traumatisiert, das von allen angebetete Mädchen verschwindet spurlos, die anderen verlieren sich aus den Augen. Dreißig Jahre später heißt es "Mont Ventoux revisited". Ebenfalls mit dem Rennrad, versteht sich. Rückblenden, Aufrollen der ganzen Geschichte, Aufarbeitung des Traumas und schließlich (ist ja klar) taucht auch noch Laura in Bédoin auf. Dass die ganze Geschichte äußerst happy ausgeht, muss ich wahrscheinlich nicht extra betonen.


Buch-Zeugnis
Unterhaltungswert: Sehr gut.
Literarischer Anspruch: Ordentlich.
Worum geht's: Mont Ventoux. Rennräder. Liebe. Freundschaft. Musik.
Meckern geht ja immer: Also ich hätte ja gerne noch einen Anhang mit sämtlicher Rennrad-Literatur gehabt, die sich mit dem Thema "Berge fahren" und "Mont Ventoux" befasst. Außerdem finde ich den Untertitel doof. "Fieber des Lebens"?! Och bötte!
Wem's gefällt, der mag auch: Coming-of-Age-Gedöns und alle Bücher mit "Sommer" im Titel (Beides vereint zum Beispiel “Ein letzter Sommer” von Steve Tesich).

Über den Autor
Bert Wagendorp, Jahrgang 1956, ist als Kolumnist für die niederländische Zeitung De Volkskrant und eine flämische Tageszeitung tätig. Zwischen 1989 und 1994 berichtete er unter anderem von der Tour de France. Zudem hat er das literarische Radrennmagazin De Muur mitbegründet. »Ventoux« war der große Überraschungsbestseller der letzten Jahre in den Niederlanden und wurde dort erfolgreich verfilmt (Quelle Text und Coverbild: btb-Verlag).

Fakten zum Buch
Erschienen im Juni 2016 im btb-Verlag. Aus dem Niederländischen übersetzt von Andreas Ecke. 320 Seiten, 19,90 Euro. Im Buchladen vor Ort kaufen (tüchtig), beim Online-Riesen im Internet bestellen (weniger tüchtig) oder in der Bücherei ausleihen (vorbildlich und extrem günstig).