6. November 2018
Dieses hübsche Zitat von André Greipel, der am Sonntag coolerweise ebenfalls beim NRW Crosscup in Hürth-Kendenich am Start war, leitet meine heutige Trauma-Verarbeitung passend ein. Die Radflamingos haben sehr gelitten und befinden sich damit in guter Gesellschaft. Das tröstet ein bisschen.
Auf Instagram und Facebook habe ich bereits betont, wieviel Spaß ich beim Rennen hatte - und das stimmt! Doch genau wie die SPD "werden und müssen" die Radflamingos jetzt „die Gründe für das schlechte Abschneiden sorgfältig analysieren – auf allen Ebenen." Einer der Gründe ist „sicherlich auch die schlechte Performance der großen Koalition in Berlin“ ohne Zweifel das quasi unbezwingbare Hindernis, das die Bombtrack Bicycle-Veranstalter in die Strecke integriert haben: die MAUER.
Da ich sehr lange brauchte, um sie zu erklimmen, hatte ich Zeit zum Nachdenken. Meine Erkenntnis: Cyclocross ist wie Game of Thrones. Es ist extrem brutal und macht süchtig.
Die Radflamingos analysieren weiter und machen es sich wahrlich nicht leicht. Eine meterhohe Wand kann und darf selbstverständlich nicht der Grund für unser Komplettversagen sein. Viel eher dann doch mangelndes Training die Tatsache, dass ich auf malerischen Waldwegen automatisch in eine "Spazierfahr-Geschwindigkeit" verfalle (anders sind die Rundenzeit auch nicht zu erklären).
Ich werde wohl auch noch an meinen Auf- und Abspringfähigkeiten feilen müssen. Allerdings möchte ich nicht ohne Stolz darauf hinweisen, dass ich a) nicht umgekippt bin und b) vor allem im Sandkasten meine Stärke (locker joggen) ausspielen konnte. Doch um es mal in den Worten der SPD zu sagen: "Da ist Luft nach oben". Sehr viel Luft sogar.
Vielleicht sollte ich auch darüber nachdenken, aggressiver zu starten. Wie ich nach wenigen Metern (und diesmal war ich nicht auf dem Mountainbike unterwegs) bereits den Anschluss verlieren konnte, ist mir äußerst rätselhaft. Zumal ich doch auf der Straße halbwegs vernünftig fahre.
Meine nächste Baustelle ist mir am allerpeinlichsten: die Berge der Anstieg. Ein Trikot mit roten Punkten steht mir seit diesem Sommer meiner "Ich-kann-alles-am-Besten-Meinung" nach ziemlich gut. Berge sind total mein Ding! Bis Sonntag, als sich hinter den ersten Kurven im Wald der Mount Kendenich erstreckte. Ein zugegebenermaßen sehr kleiner Berg. Aber ein steiler, giftiger Anstieg. Ich stecke in einem Dilemma. Ich könnte tatsächlich hochtrampeln, würde mich dabei aber so verausgaben, dass ich oben – falls ich ankomme und falls ich überlebe – nicht mehr weitermachen kann.
Option zwei: Ich muss den richtigen Augenblick erwischen, um abzuspringen. Das sollte nicht zu weit unten geschehen, weil bergauf schieben blöd ist, aber auch nicht so weit oben, dass ich beim Ausklicken sofort mit Quentin bergab rutsche. Ich entscheide mich für Letzteres und hänge bereits nach diesem ersten Hindernis nun endgültig hinterher.
Als ich irgendwann das Ziel erreiche, sind alle anderen schon längst da. Im Ergebnisplan statt einer Zeit nur "-1" zu lesen, deprimiert mich ja schon ein bisschen. Da hilft nur eins, sagt Ehrenflamingo Martin streng, und er will meine Rennanalyse gar nicht hören. "Mehr Training!"
P.S.
Ein riesiges Dankeschön an Christian Siedler, der die fantastischen Fotos gemacht hat! Er hat mich auch zu einem neuen Motto inspiriert, das, ähem, wahrscheinlich besser zu mir passt: "Erlebnis vor Ergebnis". Schaut unbedingt mal auf Pushing Limits vorbei, Christian bloggt darüber, wie er und seine Freundin sich gemeinsam auf eine Langdistanz vorbereiten!