Gestatten, Nessi

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Ha! Endlich! Ich bin Rennradbesitzerin! Und überaus stolz. Nessi kommt, genau wie Schnurri, ursprünglich aus Bayern. Aus dem Hause Corratec in Raubling. Ein Zufall, der mir sehr gefällt. Ebenso die Farbgebung. Weiß, rot, ein bisschen lila und blau-gelb am Oberrohr. Aber die Farbe spielt ja überhaupt gar keine Rolle. Klar, oder?

Viel wichtiger sind AusstattungKomponentenFakten. Deshalb: Ultegra-Schaltung, Kompaktkurbel, Carbongabel, zwei Jahre alt, sehr fairer Preis. Nach der Probefahrt, so berichtete C. mir, hatte ich direkt ein dickes Grinsen im Gesicht. Denn ich merkte sofort, dieses Rad passt mir. Allein der Vorbau war ein bisschen zu lang. Den habe ich im Fahrradladen in der Nähe gegen einen etwas kürzeren und mehr nach oben gerichteten austauschen lassen.

Der Fahrradhändler sagte, dass Nessi mir nicht passe: "Geht grad noch so, aber eigentlich zu groß." Daraufhin machte ich mir furchtbare Sorgen. Umtauschen ging nicht mehr, weil gebraucht gekauft. Jeden Tag malte ich mir schlimme Dinge aus: Nacken- und Schulterschmerzen, einschlafendes Hinterteil, gelähmte Extremitäten. Oh je.

Krankheits-, arbeits- und fahrradschuhtechnischbedingt konnte ich erst eine Woche nach dem Kauf eine erste richtige Runde drehen. C. musste diesen historischen Moment natürlich für mich festhalten:

Ich stellte Gott sei Dank fest: Nessi und ich passen. Nichts tat weh (Ha, Fahrradhändler! Nimm das!). Außer zum Ende hin vielleicht ein bisschen die rechte Schulter. Aber die tut auch beim Autofahren, tippen und auf Schnurri weh.

Diese erste Ausfahrt mit Nessi war übrigens auch meine erste Ausfahrt mit Klickpedale. Ich klickte mich ein paar Mal ein und aus, während C. mich festhielt und fühlte mich ganz wohl. Das wird klappen. "Außen-raus" lautet mein Schnellmerkspruch vor Ampeln und Kreuzungen. "Läuft", dachte ich zufrieden.

Lief bis zur Ampel vor der Tönisberger Mühle. Lässig hielt ich mich mit einer Hand an der Ampel fest. Die Familie, die gegenüber wartete, schenkte mir von ihren Klapprädern herab neidisch-bewundernde Blicke. Grün. Ich trete an, übersehe die kleine Kuppe, bekomme keinen Schwung und kippe in Zeitlupe nach links auf den Asphalt. Schock. Schmerz. So schnell ich kann, stehe ich wieder auf, damit die Klapprad-Familie nicht auf die Idee kommt, Erste Hilfe zu leisten. Humpelnd schiebe ich Nessi über die Straße.

Als sämtliche Zeugen dieses peinlichen Unfalls außer Sicht sind, klicke ich mich wieder ein und nehme den kleinen Hügel in Angriff, der zur Mühle führt. Mit dem Rennrad ein Klacks, hatte ich vorher gedacht. Ich komme kaum hoch, weil ich vor Schreck zittere und mir sehr dämlich vorkomme. Oben angekommen beruhige ich mich mit einer kleinen Getränkepause.

Durchatmen. Besser. Aufsteigen. Einklicken. Weiterradeln. Ohne weitere Zwischenfälle sause ich unsere "Tönisberger Runde" entlang. Läuft. Yay. Nessi und ich haben unsere Premiere bestanden.