18. April 2017
Ha! Wir haben einen Gastbeitrag! Wir freuen uns riesig, dass Maren von ichhasselaufen für die Radflamingos über eine ihrer weiteren großen Lieben schreibt – Cyclocross. Radflaminga Mareike wurde schon längst angesteckt (später mehr) und Flaminga Annette überlegt, wie sie dem Gatten das nächste Fahrrad schmackhaft machen kann. Denn ein Crosser muss her. Warum? Maren gibt die Antwort:
Einfache Rechnung: Wenn zwei Sachen für sich genommen schon toll sind und man sie dann kombiniert, wird's supertoll. So auch beim Rennradfahren im Wald. Da muss man allerdings erst einmal hinkommen und zwar über - genau - Asphalt. Der Crosser, dieses fantastische hybride Wesen zwischen Rennrad und MTB, fühlt sich für mich auf der Straße erst mal ziemlich gewöhnungsbedürftig an. 35er Stollenreifen sind dann doch etwas anderes als 23 Millimeter profillose Rennradreifen. Sie gleiten nicht, sie brummen. Um mit diesem Traktor annähernd die gewohnte Geschwindigkeit zu erreichen, muss ich mich ganz schön ranhalten.
Puh! Obwohl das Fahrgefühl wenig elegant und eher, naja, grob ist, lerne ich den Crosser schnell zu schätzen. Gullideckel, Schlagloch, Unebenheit im Asphalt? Schluckt er alles einfach weg. Ohne Federung. Zack, weg. An Stellen, um die ich mit dem Renner einen Schlenker fahren oder mich auf unangenehmes Rumpeln einstellen würde - nichts. Einfach nichts! Ziemlich smooth. Cyclocross-Magie. Wie angenehm ist das bitte?
Jetzt wird's aber Zeit: Runter von der Straße. Wiese, Schotter, Feldweg, Waldweg. Sand. Querfeldein. Dieses Rad ist eine verdammte Befreiung. Es beendet das Diktat der Straße, eröffnet völlig neue Möglichkeiten – und das nicht zu knapp. Ich bin verliebt. Schon seit der Probefahrt und immer wieder aufs Neue. Es sind nicht nur die neuen Wege, kein Bock auf Autos, die Nähe zur Natur, es ist auch dieser Hauch von Abenteuer, mit dem der Crosser mich umgarnt. Mal im Ernst, die einzige Aufregung mit dem Rennrad auf der Straße ist doch, ob der Autofahrer jetzt nur hupt oder auch noch mit Scheibenwischwasser um sich spritzt.
Im Gelände gehen mir existenziellere Fragen durch den Kopf: Werden wir in dieser Pfütze ertrinken oder können wir da durch fahren? Wie zur Hölle soll ich diesen Hügel hoch kommen? Was, wenn ich im tiefen Sand falle und nicht rechtzeitig ausklicke? Kann ich da runter fahren, ohne mir den Hals zu brechen? Wenn die Klamotten voller Matsch sind, wenn es zwischen den Zähnen knirscht und du dich wunderst, wie anstrengend eigentlich ein paar Kilometer sein können – das ist Cyclocross.
Jemand, den ich radfahrmäßig sehr schätze, hat einmal zu mir gesagt: "Ich glaube ja nicht an die wahre Liebe zu Fahrrädern. Irgendwann werden sie alle entsorgt.” Mag sein. Ich jedenfalls glaube an die wahre Liebe zum Radfahren. Und sie basiert nicht auf einer Monogamie. Man kann ganz hervorragend neben dem Rennrad einen Crosser haben, beide gleichermaßen prima finden und ihren Einsatz nicht von Jahreszeiten abhängig machen. Ich brauche nämlich kein Zweitrad für den Winter. Ich fahre querfeldein, weil es sehr, sehr viel Spaß macht.
P.S.
Mir ist natürlich bewusst, dass vor allem Mountainbikes dazu gemacht sind, um im Gelände Rad zu fahren, die Idee ist ja jetzt nicht so neu. Hab ich aber tatsächlich noch nie gemacht. Und sollte ich vielleicht auch besser nicht so bald ausprobieren, sonst geht's mit der Formel n+1 wieder schneller, als ich gucken kann …
Die Fotos zu Marens Gastartikel stammen von Christian Siedler