Bloß weg hier!

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Ich möchte Nessi  beladen, wegradeln, abends irgendwo am Lagerfeuer sitzen und mit einem Becher Kaffee sinnend auf ein Tal hinunter blicken. Dass ich so ein "Mini-Abenteuer" erleben will, ist die Schuld von Gunnar Fehlau vom Pressedienst Fahrrad.

Er hat ein Buch darüber geschrieben, wie man sein Fahrrad bepackt, losradelt und über Nacht wegbleibt. So ein Buch könnte ich auch rasch schreiben: Rucksack packen, auf's Bike schwingen und in die Pedale treten. Ende.

Aber hinter "Rad und Raus" steckt dann doch ein bisschen mehr. Es geht nicht darum, eine durchgetaktete Radtour zu machen und abends in die gebuchte Pension einzufallen, sondern um ein wirkliches Abenteuer ("Microadventure"): Gut ausgestattet, aber buchstäblich planlos mit dem Fahrrad unterwegs zu sein, abends ein Lager aufzuschlagen und im Freien zu übernachten. Carpe diem et noctem, sozusagen.

Auch Optik und Haptik überzeugen: Das Büchlein ist flexibel gebunden und fühlt sich richtig gut an.

 

Ich finde, das muss man sich erstmal trauen. Und allein dafür lohnt sich Gunnar Fehlaus Buch. Denn es motiviert dazu, so einen overnighter einfach mal anzugehen. Was dabei alles beachtet werden muss und sollte, steht in diesem Buch.  Von der idealen Ausrüstung bis hin zu Erste-Hilfe-Tipps, über Schlafstelle aufbauen, das Fahrrad korrekt beladen, welche Klamotten ins Zwiebelprinzip gehören und welches Kochgeschirr sich eignet. Es steht – wirklich – alles da drin und wurde – wichtig – selbst getestet.

"Microadventures" sind übrigens ganzjährig zu bestehen, und einer meiner Lieblingstipps lautet: "Verwende im Winter kein metallisches Essbesteck, da dieses leicht an nackter Haut festfriert."  Dazu stelle ich fest: Das einzige, was im Winter meine nackte Haut berührt, sind Glühweintassen. Auch die Hinweise zum richtigen Fahren mit dem schwer beladenen Rad auf Schnee haben weder etwas mit meiner Lebenswelt noch mit meiner Vorstellungskraft zu tun. Ich wohne am Niederrhein. Es schneit nicht. Und wenn ich irgendwo sein sollte, wo es schneit, habe ich Bretter unter den Füßen, keine Reifen. Außerdem übernachte ich dann definitiv nicht im Freien.

Aber weil jetzt der Sommer kommt und ich abenteuerlustig bin, habe ich Lust auf ein solches Mini-Abenteuer (als ich dies schrieb, lachte C. ein bisschen dreckig, weil ich mich stets weigere, nördlich der Alpen zu campen). Denn eines steht fest: dieses Büchlein macht so richtig Laune, Handy, Facebook & Co. abzuschalten und mit dem Renner/Crosser/Fatbike/Hollandrad die Natur zu genießen.

P.S.
Fun Fact (die ganz gut in den Zusammenhang passt): Wilfried Erdmann ist mit dem Fahrrad von Deutschland bis nach Indien gefahren. Ohne Funktionswäsche.

Buch-Zeugnis
Unterhaltungswert: Vorhanden ("Ausreichend Kuscheltiere einpacken.")
Nutzwert: Sehr hoch.
Worum geht's: Richtig packen, richtig anziehen, richtig Feuer machen – und Fahrrad fahren.
Meckern geht ja immer: Ich brauche wirklich kein Handbuch, in dem steht, wie ich Wein trinken oder transportieren soll. Und wenn ich seitliche Satteltaschen nutzen will, nutze ich verdammt nochmal seitliche Satteltaschen.
Mein Verdacht: Das Buch spricht sicher viele Männer an. Und nach der Lektüre haben die wieder tausend Gründe, neues Spielzeug (Klappsägen. GPS-Geräte. Messer. Biketaschen. Tarps. Sommer- und Winterschlafsack. Feuerwolle) zu kaufen.
Wem's gefällt, der mag auch: "Walden" von Henry David Thoreau und Outdoormagazine.

Über den Autor
Gunnar Fehlau (*1973) ist hauptberuflich Gründer und Geschäftsführer des pressedienst-fahrrad. Er leitet zudem die velonauten, die unter anderem zur Keimzelle des „fahrstil“ Magazins gehören. Zusammen mit der Eurobike hat er die Bike-Bloggerplattform „The Wrider’s Club“ initiiert.

Fakten zum Buch
Gunnar Fehlau: Rad und Raus –Alles für Microadventure und Bikepacking. 1. Auflage 2017, 160 Seiten, 160 Farbfotos,  Delius Klasing. ISBN: 978-3-667-10929-3. Preis: 16,90 Euro.

Foto- und Faktenquelle: Delius Klasing Verlag/overnighter.de