Überwintern mit den Radflamingos. Teil 4. Spekulatius-Stupor.

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Ich kann leider nicht behaupten, dass meine gesteigerte Zufuhr von Glühwein, Spekulatius, Dominosteinen und Plätzchenteig mich aktiv am Rennradfahren hindert. Eisige Kälte wäre eine hübsche Ausrede. Oder noch besser: Glatteis. Oder Tonnen von Schnee. Tja.

Stattdessen habe ich mir eine extrem plausible Theorie zurechtgelegt und strebe deshalb eventuell eine zweite Karriere als Wissenschaftlerin an. Sie lautet: Während Bären momentan vernünftigerweise einen Winterschlaf halten, fahren Menschen in dieser Jahreszeit ihren Aktivitätslevel herunter und den Futterlevel (sehr) hoch. So fallen netflixen und couchen leichter, joggen und Rennrad fahren schwer.

Aber so richtig richtig froh macht mich das nicht. Ich fühle mich auch nicht wirklich wohl. Auch wenn ich jetzt ein paar sehr coole Serien-Tipps für Euch hätte (Bingewatching, anyone?). Ich habe einen Blick auf den Flamingowinter-Countdown geworfen, der am Kühlschrank hängt, und da war noch noch nicht sehr viel abgezählt. Daraufhin habe ich mich (im Regen! Im Dunkeln!) zum Joggen herausgewagt. Geil. Das Ergebnis: Beste Laune ever und dieses tolle Nach-dem-Sport-Wohlgefühl. Und das nach nur drei Kilometern.

Konsequenz: Am folgenden Wochenende C. mit Nessi nach Kevelaer begleitet und allein (er musste leider dort bleiben) zurückgeradelt. Gefühlt stundenlang. Es war sehr windig. Niemand war unterwegs. Ich wurde ein bisschen nassgeregnet. Das Ergebnis: Siehe oben. Herrlich.

Natürlich habe ich dann Braver than the Elements am 17. Dezember zum Anlass genommen, um eine Ausfahrt mit Nessi zu genießen. Auch wenn ich meine Supersocken und Überzieher brauche, gibt es keine widrigen Elemente, denen ich hätte trotzen müssen. Allerdings ist es grau. Sehr grau. Doch je länger ich durch den grauen Einheitsbrei kurbele, depressiv-kahle Bäume und abgerockte Felder sehe, desto frischer und fröhlicher fühle ich mich.

Es könnte sein, dass es gar nicht so neblig war. Linsen beschlagen ja recht schnell. Die weißen Flecken in der Ferne sind riesige Reiher.

Ich bremse zwei Mal für Tiere, weil ich die Ente und den Bussard, der knapp einen Meter vor mir im Graben hockt, fotografieren möchte, doch sie haben keine Lust auf eine Fotosession. Also müssen die Reiher herhalten. Doch auch sie legen keinen Wert auf eine exklusive special appearance bei den Radflamingos. Weitere Vorkommnisse: Es gibt eine Straßensperre, die ich geschickt umfahre. Ich wähle einen komplett anderen Weg als sonst. Ein einziges Abenteuer.

Zuhause lege ich mich auf's Sofa, knabbere Spekulatius und bin glücklich. Ende.

P.S. Tiersichtungen
- 1 Laufente, die unvermittelt neben mir auftauchte
- massig Schwäne
- noch mehr Seidenreiher
- 2 galoppierende Esel
- 1 Pony (die Esel verfolgend)
- 1 vorwurfsvoll dreinblickender Bussard